Sämi ist mit seiner Band auf Tournee in den USA. In einem Van gleiten die Musiker durch die Weiten Utahs, lassen sich von Auftritt zu Auftritt treiben. Als Leserinnen und Leser (oder Zuhörerinnen und Zuhörer) des Textes von Dominic Oppliger sind wir nah dran am Geschehen, erleben den Frust und die Lust des Musikerdaseins, des Unterwegs-Seins, die Aufregung des Live-Events und die Enttäuschung, wenn nicht genug Publikum kommt. Oppliger spielt mit Klischees und Rollenmustern, hinterfragt das (Selbst)-Bild des Künstlers als lonely rider und ruft Bilder der USA auf, die alle Kinofreunde kennen. Formal aufregend wird der Text, als Sämi darüber nachdenkt, dass Räder, die sich vorwärtsbewegen, im Film so aussehen, als führen sie rückwärts. Und so wagt der Text, die Fortsetzung der Tournee ebenfalls im Rückwärtsgang zu erzählen: ein schönes Experiment, das zu bemerkenswerten und komischen Situationen führt. Der Text folgt den Regeln der spoken word poetry, ist sehr direkt und in mündlichem Gestus gehalten. Gerade die Tatsache, dass dieses kleine Versepos im Dialekt verfasst ist, lässt uns noch näher dran sein am Geschehen. Thorsten Dönges
Visuals: Porträtbild © Ronny Hunger, Selfie aus Fotoautomat © zVg. Werkbilder: Lesung im Zollhaus © Annett Landsmann, Arbeitsskizzen und Buchcover © Ronny Hunger